Der Sunshine State kann durchaus auch als Kanu-Staat bezeichnet werden. Floridas riesiges Fluss- und Bachsystem macht die Halbinsel zu einem Paradies für Paddler. Von ruhigen Wasserstraßen bis hin zu anspruchsvollen Wanderungen – Floridas Paddelangebot bietet für jeden etwas.

Mit einem mehr als 1.600 Kilometer langen Küstenstreifen und einem Flussnetz von rund 2.750 Kilometern ist Florida ein wahres Paradies für Paddler. Von den geschützten Gewässern der St. Joseph Bay bis hin zu den Korallenriffen der Florida Keys finden Urlauber unzählige Möglichkeiten für spannende Tagesausflüge und Übernachtungsabenteuer.

Einige sind ideal für Anfänger, andere speziell für Fortgeschrittene und Profis. Doch unabhängig von Stil und Erfahrungsgrad gibt es nur eine wirkliche Grenze: die eigene Vorstellungskraft.

Paddelpfade nahe Tampa

Goldene Sonnenstrahlen durchströmen das spanische Moos, das von einer anmutigen, alten Zypresse herunterragt. Inmitten dieser Idylle sitzt ein Mann stillschweigend in seinem leuchtend gelben Kajak, während die Ottermutter ungestört mit ihren Jungen vorbeischwimmt.

Es dämmert am Hillsborough River und die Otter suchen, nur wenige Kilometer vom Trubel der Innenstadt Tampas entfernt, nach einem Frühstück. In der Nähe fahren Lastwagen eine zweispurige Landstraße entlang. Aber hier, im Schatten des Hillsborough River State Parks, einer der ältesten State Parks Floridas, hat sich das Leben seit dem ersten Hauptverkehrsmittel, dem Einbaum-Kanu, nicht wesentlich verändert.

Um Otter zu beobachten, ist der Hillsborough River die erste Adresse. Vor 25 Jahren mit einem ramponierten Aluminium-Kanu gestartet, ist man von nun an mit einem Kevlar-Seekajak unterwegs. Dennoch zieht es Kanufahrer immer wieder an diesen Ort zurück, da sie hier die einzigen Stromschnellen südlich der Suwannee finden.

Nur eine halbe Autostunde von einer der größten Städte Floridas entfernt, lässt sich wunderbar beobachten, wie die Ibisse an den sich am Ufer sonnenden Alligatoren vorbei laufen und wie sich die kleine Otterfamilie auf ihrer Suche nach einem Frühstück schlägt. Während ein Wanderer die Tierchen unauffällig beobachtet, schwimmt die Mutter mit ihren Kleinen vorbei, ohne ihn zu bemerken.

Der amerikanische Kanu-Verband und das Paddler Magazin haben das Apalachicola River Paddling Trail System 2006 zu einem ihrer Top-Ziele in den Vereinigten Staaten erklärt. Im Jahr 2008 wurde es zu einem der nur 24 National Recreation Trails ernannt.

Heute ist die Apalachicola einer der wenigen Flüsse, die heute wilder sind als vor 100 Jahren. Der Fluss, einst von Händlern genutzt, war so belebt wie eine moderne Autobahn. Heute können Paddler mysteriöse Sümpfe oder ausgedehnte Grünflächen auf einen der etwa 160 Kilometer markierten Paddelpfade an der unteren Flussmündung erkunden.

Paddeln in Nordflorida: Big Bend Salzwasser Paddelpfad

Wenn Urlauber bei Sonnenuntergang den Aucilla River hinunter paddeln, um die nächstgelege Insel zu erreichen, kann es passieren, dass ein großes schwarzes Tier im Salzwiesengebiet auf sich aufmerksam macht. Eine Kuh? Ein Wildschwein? Weder noch. Das ist der Florida-Schwarzbär.

Diese geheimnisvollen Tiere kommen den Menschen selten nahe und haben wahrscheinlich noch nicht viele Besucher mit ihren Seekajaks gehört oder gesehen. Der Big Bend Saltwater Paddling Trail ist eine 179 Kilometer lange Aneinanderreihung von ausgewiesenen Campingplätzen, die sich vom Aucilla River Lighthouse im Norden bis zum Suwannee River erstreckt.

Die Florida Fish and Wildlife Conservation Commission erlaubt nur eine begrenzte Anzahl von Campern auf dem Pfad zu einem bestimmten Zeitpunkt. Genehmigungen sind erforderlich (und nur für Paddler verfügbar). Dieser Küstenabschnitt südöstlich von Tallahassee hat nur wenige Einwohner. Das Gebiet war bekannt für Schmuggler, zu deren einzigen Zeugen Waschbären und Wildschweine gehörten.

In vielen Gebieten ist das Wasser weniger als 30 Zentimeter tief, so dass die Paddler auf die Gezeiten achten müssen. Während man über die Grasebenen fährt, suchen Urlauber nach Muscheln, die sich im Schildkrötengras verstecken. Weitere Paddelmöglichkeiten in der Region gibt es hier zu entdecken: myfwc.com/viewing/paddling-trails.

Kanufahrten in Südwest Florida: The Great Calusa Blueway

Auf dem Gipfel des Mound Key an der Mündung des Estero River, haben Urlauber einen Blick, der normalerweise Möwen und Pelikanen vorbehalten ist. Einst die Hauptstadt der Calusa-Indianer, hatten die Einheimischen auf dieser alten Insel südlich von Fort Myers ein komplexes Kanalsystem entwickelt. Es war eine Art rustikales Venedig, das seinen Bewohnern erlaubte, die Einbaum-Kanus bis zu ihren strohgedeckten Hütten zu transportieren.

Heute gibt es längst keine Einbäume mehr und die Kanäle sind mit Sand gefüllt, aber dennoch ist das Kajakfahren in Florida ein Abenteuer und bietet einen Vorgeschmack, wie das Paddeln des Great Calusa Blueway früher gewesen sein muss. Der 305 Kilometer lange Florida Blueway Kajakpfad schlängelt sich durch das unberührte Wasser der Estero Bay und des Pine Island Sound und den Caloosahatchee River hinauf. Es besteht zudem die Möglichkeit, eine kostenlose App auf das Smartphone herunterladen, die bei der Navigation zum Mound Key hilft.

Aufgrund der über 300 Vogelarten – darunter dem braunen und weißen Pelikan-Kahlkopfadler, dem Großreiher, dem Schneereiher, dem Fischadler und dem rosafarbener Löffler – kommen Vogelbeobachter aus dem ganzen Land, um sie in ihrer Sammlung zu ergänzen.

Ein Anfänger kann das Abenteuer bei einer einstündigen Paddel-Tour erleben oder der erfahrene Veteran kombiniert mehrere Etappen für einen ganztägigen Ausflug.

Die Veranstalter bieten eine Vielzahl von geführten und individuellen Touren an. Auch Verfechter des Geocaching werden entlang des Pfades versteckte „Schätze“ an einigen Stellen finden.

Paddeln in Zentralflorida: Die Flüsse des grünen Sumpfes

Versteckt im Herzen Floridas bedeckt der Green Swamp etwa 2.254 Quadratkilometer im Pasco Hernando Polk Lake und dient als Quellgebiet für vier große Flüsse: den Hillsborough, den Withlacoochee, den Ocklawaha und den Peace.

Die Einheimischen lebten hier lange bevor die Ägypter ihre erste Pyramide bauten. Durch das unzugängliche Terrain des Sumpfes war es dem spanischen Konquistadors Jernando de Santo nicht möglich, die Halbinsel Florida zu erobern.

Später während der Seminolenkriege entdeckten die US-Truppen, dass der Green Swamp die ideale Kulisse für einen langwierigen Guerillakrieg bot. Dann, Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, lebten hier einfache Bauern.

Der Withlacoochee, einer der wenigen Flüsse in der westlichen Hemisphäre der nach Norden fließt, ist einfach zum Paddeln und somit beliebt bei Pfadfindern und Schulklassen. Es ist möglich, die gesamten 122 Kilometer zu paddeln, aber die obere Strecke ist eher für erfahrene Paddler geeignet.

Die Ocklawaha fließt auch nördlich am Rande des Ocala National Forest entlang und mündet schließlich in den St. Johns Fluss (ein weiteres ausgezeichnetes Paddelziel in Zentralflorida). Der Fluss wird durch viele Bachläufe verbunden, die eine Reihe von guten Abstechern bieten.

Der Peace River ist ein weiterer wilder Wasserweg, der sich langsam durch Weiden und Sümpfe schlängelt. Der offizielle Peace River Kanupfad führt entlang des 122 Kilometer langen Flusses von Bartow bis nach Arkadien.

Eine Liste der Paddelpfade finden Sie unter www.floridagreenwaysandtrails.com oder auf der Website des Southwest Florida Water Management District seitens des Green Swamp unter www.swfwmd.state.fl.us